Radonwerte in den USA und Deutschland

Die Qualität der Luft sowohl außerhalb als auch in Wohnungen und Büros ist ein großes Thema in der Öffentlichkeit geworden. Haben deutsche Pendler noch lange Zeit ihre amerikanischen Kollegen belächelt, wenn sie zum Beispiel die Dunstglocken über Los Angeles sahen, so haben Feinstaubmessungen und die Dieselaffäre auch hierzulande das Bewusstsein dafür geweckt.

Aber auch wenn sich deutsche und amerikanische Bürger darin einig sind, dass sie eine saubere Luft einatmen sollten, scheiden sich die Geister oftmals bei den Grenzwerten. So liegen die Werte, bei denen in den USA bereits Messungen durchgeführt werden einiges unter den deutschen Werten. Die amerikanischen Prüfer werden bei 150 Becquerel pro Kubikmeter in geschlossenen Räumen aktiv, während sich in Europa der Wert 300 durchzusetzen scheint.

In den USA geht man davon aus, dass Radon der zweitgrößte Auslöser von Lungenkrebs ist: Etwa 210.000 Amerikaner sterben jährlich an einer Krebserkrankung, die durch das Gas verursacht wurde. Von 15 Häusern in den USA ist in der Regel eines von Radon-Ausgasungen betroffen. Deswegen empfehlen amerikanische Regierungsbehörden auch, Häuser auf Radon testen zu lassen. Das ist kein teures Unterfangen, eine einfache Radonmessung kostet nur neun Dollar. Zwar gibt es umfangreiche Aufklärungsprogramme in den USA, aber sowohl auf Bundesebene als auch in den einzelnen Staaten gibt es keine verbindlichen Grenzwerte, die eingehalten werden müssen. Hausbesitzer werden lediglich angehalten, ihre Immobilien testen zu lassen und gegebenenfalls zu renovieren. In den USA werden die Konzentrationen in Picocuries pro Liter (pCi/l) angegeben, der kritische Wert liegt hier bei vier.

Europäische Richtlinie für Radon

In Deutschland wird das Radon-Problem durch eine europäische Richtlinie behandelt. Diese sieht den Wert von 300 Becquerel pro Kubikmeter vor. Die deutsche Strahlenschutzkommission hatte bislang einen Wert von 250 Becquerel pro Kubikmeter vorgeschrieben, die WHO sieht ihn bei 100 Becquerel pro Kubikmeter. Bei 400 Becquerel pro Kubikmeter sind aber Hausbesitzer verpflichtet, bereits tätig zu werden, wenn das Gebäude vor 1996, und 200 Becquerel pro Kubikmeter, wenn es nach 1996 gebaut wurde. Der Richtwert, der für Innenräume gewünscht wird, liegt bei 100 Becquerel pro Kubikmeter.

Radon ist ein Gas, das beim natürlichen Zerfall von Uran und Thorium entsteht. Es entweicht aus der Erde und sammelt sich in Gebäuden zunächst im Keller, wo auch die höchsten Werte zu finden sind. In Deutschland sind Bayern und Sachsen Gebiete mit besonders hohen Radon-Ausgasungen, vor allem, weil dort auch mehr Uran im Boden vorhanden ist. In den USA sind die Staaten mit den höchsten Radon-Werten Montana, North-Dakota, Wyoming, Iowa und Colorado. Aber auch in Pennsylvania können hohe Werte gefunden werden, ebenso in Maine.

Gerade im Bergbau ist Radon ein Problem, weil unter Tage die Konzentration noch höher ist. Durch Radon verursachter Lungenkrebs ist deshalb auch eine Berufskrankheit. In Wohnungen ist übrigens das Gas weniger das Problem, als dessen radioaktive Zerfallsprodukte. Diese werden über die Lunge aufgenommen und lösen dort dann Krebs aus.